Inhalt: Familienepisoden durch ein Jahrhundert spanischer und speziell kanarischer Geschichte. Die Autorin beginnt mit der Gegenwart und geht ihr Thema retrospektiv an. Tourismus und Investitionen sind der äußere Rahmen für das Ehepaar Ana und Felipe. Eine Klammer tief in die Vergangenheit ist eine Retrospektive zu einer Surrealistenausstellung in Santa Cruz. Und das Leben ihrer beiden Herkunftsfamilien samt Dienstmädchen Merche und besonders durch Julio Baute, den Vater Anas, der heute hochbetagt in einem Seniorenstift lebt. Merche hat die Armut vor 50 Jahren durchlebt; Julio in der eigenen Familie die Auswirkungen des spanischen Bürgerkriegs und der Franco-Diktatur. Eine Art Gegenspieler ist Eliseo, der Vater Felipes, ein Offizier, der mit den Kämpfen um Spanisch-Sahara zu tun hat. - Die Familienchronik führt den Leser zurück bis 1919, als Spanien die Kanaren vernachlässigt hatte und britische Kaufleute das öffentliche Leben und die Wirtschaft dominierten. Auffallend ist bei der Darstellung der Eltern- und Großelterngeneration die unentschiedene, schwache Rolle der Frauen. Die Lektüre ist durch die komplexen Namen und viele spanische Zitate nicht einfach, trotz Register der handelnden Personen und dem sehr umfangreichen Glossar. Die heute Agierenden werden aus ihrem Herkommen beleuchtet, das Bild schließt sich aber erst am Ende des Buches. Systematik: SL Umfang: 430 S. Standort: SL Mahl ISBN: 978-3-498-04224-0
Inhalt: Großartiger, amüsanter, aber auch ironisch überzeichneter Zeitroman über die europäischen Institutionen und ihre Entscheidungsträger. Auschwitz sollte die neue Hauptstadt Europas sein. Nicht Brüssel oder eine andere europäische Stadt. Auschwitz repräsentiert nach Meinung Martin Susmans, eines idealistischen, vom Geist der Römischen Verträge durchdrungenen Beamten in der Generaldirektion Kultur der Europäischen Kommission, wie kein anderer Ort die Grundidee der europäischen Einigung. Übersteigerter Nationalismus und Rassismus habe nämlich Auschwitz erst möglich gemacht. Anlässlich des 60-jährigen Gründungsjubiläums der Kommission soll dieses Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt werden, die letzten Überlebenden des Holocaust an den Feierlichkeiten teilnehmen. "Plötzlich versteht eine demente Gesellschaft, was sie hatte sein wollen, plötzlich erinnert sich ein todkranker Kontinent an die Medizin, die Heilung versprochen, die er aber vergessen hatte." (S. 441) Das erhofft sich jedenfalls Martin Susman. Damit soll gleichzeitig das Ansehen der Kommission in der Öffentlichkeit wieder gehoben werden. Auch will sich die ehrgeizige Vorgesetzte Susmans, Fenia Xenopoulou, mit diesem Projekt für höhere Aufgaben empfehlen. Sie verkennt allerdings, dass die im europäischen Rat versammelten Staats- und Regierungschefs diesem Plan, der letztlich auf eine "Überwindung der Nationen" hinauslaufen würde, unmöglich zustimmen können. - Um diesen inhaltlichen Kern ranken sich weitere Erzählstränge, die offensichtlich v.a. das Ziel haben, die verantwortlichen Entscheidungsträger in ihrer Kleingeistigkeit, ihrem Karrierismus und ihrem banalen Egoismus bloßzustellen. In diesen Teilen läuft der alles in allem großartige und raffiniert komponierte Zeitroman auf eine ironische und ausgesprochen amüsante Demontage des politischen Personals hinaus. Eine bitterböse, stilistisch glänzend geschriebene und offensichtlich gut recherchierte, freilich auch ironisch überzeichnete Abrechnung des bekannten österreichischen Autors mit den europäischen Institutionen, wie sie sich derzeit präsentieren. Systematik: SL Umfang: 458 S. Standort: SL Mena ISBN: 978-3-518-42758-3
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